Liebe Freunde und Förderer!

Anfang September 2022 erlebten Jurate, Ingrid und Otmar aus unserem Vorstandsteam vier intensive, bewegende und erfüllende Tage in Litauen. Otmars positive Bilanz der Reise ist: wir sind mit dem PATRIA-Programm auf dem richtigen Weg! Dank Ihrer finanziellen Unterstützung, liebe Förderer, erreichen wir viele junge Menschen und dank der leidenschaftlichen Arbeit von PATRIA erhalten sie ein umfassendes Coaching für ihre persönliche Entwicklung und ihren Ausbildungsweg. Und auch unseren Kindern in Sonatas Haus in Marijampoles geht es gut und sie sind glücklich über unsere Hilfe.

Lesen Sie jetzt Otmars unterhaltsamen Reisebericht.

BESUCH DER KINDER IN MARIJAMPOLES

Zuerst besuchten wir die neun Kinder und Jugendliche in Sonatas Haus und ihre liebevollen Betreuer. Vor einigen Jahren wurden 5 Geschwister aus unserem Kinderdorf in Marijampoles in das Haus von Sonata verlegt und so kamen wir in Kontakt mit ihr und ihrer Pflegefamilie. Mittlerweile nehmen alle neun Kinder an unserem Patenschafts-Programm teil und wir sind in engem Austausch mit der Pflegemutter Sonata und ihrem liebevollen Team. Leider haben wir nur noch wenig Kontakt zu unserem Kinderdorf in Marijampoles, in dem nur noch wenige Kinder leben und das vermutlich geschlossen wird, sobald diese Kinder erwachsen sind.

Die Kinder freuten sich, mit uns am 1. September den Schulanfang zu feiern – das ist ein ganz wichtiger Tag im Kinderleben. Wir haben deshalb die Familie zu einem Mittagessen in ein Restaurant eingeladen. Das war ein wunderbares Erlebnis für die Kinder, denn Essen gehen mit der ganzen Familie und dem Personal kann sich die Familie normalerweise nicht leisten. Anschließend waren wir im Haus der Familie, haben dort mit Sonata und den Mitarbeitern über unsere Unterstützung gesprochen und anschließend mit den Kindern im Garten gespielt und Fotos gemacht.

In diesem Jahr haben wir einige Projekte in Sonatas Familie unterstützt wie Ferien an der Ostsee, eine große Zahnbehandlung und wichtige Anschaffungen.

Reise an die Ostsee: Ohne die Unterstützung unserer Spender hätte sich die Familie keine Ferienreise an die Ostsee leisten können. Sonata hat uns Fotos vom Aufenthalt gezeigt und berichtet, dass nach der Coronazeit die unbeschwerten Ferientage am Meer sehr wichtig und erholsam für die Kinder waren.  

Zahnbehandlung: Dann haben wir die aufwändige Zahnbehandlung der 17jährigen Gabija unterstützt. Das ist zurzeit unser größtes Projekt, welches wir aus unserem medizinischen Hilfsfonds mit 3.000 € finanzieren. Gabija ist über die Behandlung sehr glücklich. Sie strahlt, wenn wir darüber mit ihr reden und ihr Selbstvertrauen ist spürbar gewachsen.

Erstausstattung: Wir konnten Sonata auch Geld für die Erstausstattung (für Kleidung und Schulbedarf) für Kinder, die neu vom Jugendamt zu ihr eingewiesen werden, zur Verfügung stellen, da der Staat durch die hohe Inflation weniger Hilfe leisten kann.

Sparguthaben: Sonatas Buchhaltung ist sehr ordentlich. Sie hat Sparbücher für jedes Kind angelegt mit einem Teil der Patengelder. Dieses Geld dient für besondere Anschaffungen und die verbleibende Summe wird bei Erreichen der Volljährigkeit als Startkapital ausgezahlt.

Unser Fazit: Zeit zusammen mit den Kindern aus Sonatas Haus zu verbringen hat uns viel Freude bereitet und war auch für die Kinder ein besonderes Erlebnis. Die Kinder haben schnell Vertrauen zu uns gefasst und haben die Zuwendung genossen. Es ist diese emotionale Nähe, die Möglichkeit uns selbst einzubringen, die unsere Arbeit als kleine Organisation kennzeichnet und uns von anonymen großen Organisationen unterscheidet.

PATRIA-PROGRAMM IN KAUNAS

Die zweite Station unserer Reise galt dem PATRIA-Programm in Kaunas.

Zuerst hatten wir eine Besprechung mit dem PATRIA-Team über die Entwicklung des Programms im letzten Jahr. Aktuell nehmen knapp 40 Jugendliche aktiv am PATRIA-Programm teil, PATRIAs Ziel sind 60 – der Bedarf ist da und unser Ausbildungsprogramm wird im Großraum Kaunas immer bekannter. Wir sind sehr glücklich, dass Rita und Inga von Anfang an und bis heute das Ausbildungsprogramm leiten. Das sorgt für Kontinuität und stetige Weiterentwicklung auf der Grundlage von Erfahrung. Rita erzählte uns, dass andere Organisationen in Litauen bereits unser Ausbildungsprogramm kopieren. Das nehmen wir gerne als Kompliment und Bestätigung, dass das gemeinsam mit Patria entwickelte Konzept funktioniert. Der Staat entwickelt nun auch Jugendhilfe-Programme, so dass in einigen Kommunen auch Gelder und Ressourcen für Jugendhilfe zur Verfügung stehen.

Am PATRIA-Camp nahmen fünfzehn junge Menschen teil, darunter neue und bekannte Gesichter. Von Donnerstagnachmittag bis Sonntag waren wir beim PATRIA-Camp, das wie im Vorjahr in den ehemaligen Kinderdorf-Häusern in Kaunas stattfand. Diese hatten wir mit Vereinsmitteln vor über 10 Jahren gebaut und PATRIA darf die beiden Häuser seit letztem Jahr für ihre Jugendarbeit nutzen. Bei der Eröffnung des Camps sahen wir einige junge Menschen, die zum ersten Mal teilnahmen: Leonardas, 19 Jahre alt, sehr zurückhaltend, mit höflichen Manieren. Er ist ein sehr begabter Sänger, der bereits Fernsehauftritte hatte und sich zum Opernsänger ausbilden lassen möchte. Und Ema – sie ist bereits 24 Jahre alt und holt nun ein Studium nach, das sie schon viel früher hätte beginnen wollen. Wir sahen auch bekannte Gesichter, wie Paulina, die aus dem Kinderdorf Marijampole kommt und die wir schon seit ihrer Kindheit kennen.

Das Camp begann mit einem „Stuhlkreis“. Alle Teilnehmer stellten sich vor und sprachen über ihre Erwartungen an das Camp. Otmar nutzte die Gelegenheit, um die Geschichte der Kaunas-Häuser zu erzählen. Jurate ermutigte die Jugendlichen, sich einzubringen und offen zu sprechen. Vielen Jugendlichen fiel es schwer, sich zu öffnen. Es dauerte noch einige Zeit, bis sie auftauten und über sich sprachen.

Am späten Nachmittag kamen die Alumnis dazu, die ihr Ausbildungsprogramm erfolgreich beendet haben. Wir bestellten Pizza, saßen auf der Terrasse und die Alumnis erzählten über ihre Entwicklung, was die Teilnahme am PATRIA-Programm für sie bedeutet hat und warum sie gekommen sind. Dieser Austausch ist sehr wichtig, denn er schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre und lässt Vorbilder und Anreize für die neuen Teilnehmer entstehen.

Am Samstag war Workshop-Tag. Es gab eine Tanztherapie und ein Humorist erzählte über die Kraft des Humors als Bestandteil einer Konversation. Besonders stolz waren wir über die Präsentation unseres ehemaligen PATRIA-Schützlings Akvilé. Sie gab eine Art Vorlesung über soziale Medien. Daraus entwickelte sich eine intensive Diskussion darüber, wie schädlich übermäßige Nutzung sozialer Medien sein kann. Am Abend durften dann auch Jurate und Otmar ihren Beitrag zum Workshop-Programm leisten und es gab lebhafte Gespräche.

Am letzten Tag, dem Sonntag, gab es zunächst einen Morgenkreis. Die Jugendlichen sollten darüber sprechen, was sie am Camp inspiriert hat und was sie nun für sich ändern möchten. Nicht jedem fiel eine Antwort leicht, aber die Diskussion war erheblich lebhafter als zu Beginn des Camps. Viele Jugendlichen ließen erkennen, dass wir sie mit unseren Gesprächen erreicht haben. Ema sagte zum Beispiel, dass sie toleranter werden möchte und sich Kompromissen leichter öffnen möchte. Die hyperaktive Evelina hatte gelernt, ihre emotionalen Ausbrüche selbst wahrzunehmen und hat einige Ratschläge bekommen, wie sie sich verhalten soll, wenn sie anderen auf die Nerven geht…

BESUCH EINER ALPAKA-FARM IN TRAKAI

Zum Abschluss des Camps fuhren wir mit dem Bus ins etwa eine Stunde entfernte Trakai, wo wir eine Alpaka-Farm besuchten. Die 40 kuscheligen Tiere durften wir füttern, streicheln und mit ihnen spielen. Auch dieses Workshop-Element verfolgte ein Ziel. Die Jugendlichen konnten sich von der oft anstrengenden Workshop – Atmosphäre lösen und die nahbaren Tiere gaben ihnen eine angenehme Beziehungserfahrung und stillten das Bedürfnis, Fürsorge für ein Lebewesen zu empfinden. Es entstanden viele Fotos mit gelösten Gesten und Gesichtern. Die entspannte Stimmung übertrug sich auf das abschließende Mittagessen in einem Restaurant in Trakai.

Der Abschied war überaus herzlich und berührte uns alle. Wir spürten, dass die Jugendlichen durch das PATRIA-Camp ein gutes Stück weitergekommen sind. Viele kannten sich vorher nicht. Nun konnte man sehen, dass sie neue Freunde gefunden haben – Gleichgesinnte mit einer ähnlichen Vergangenheit. Wir merkten auch, dass wir die Jugendlichen erreicht haben. Einige kamen auf uns zu, stellten uns Fragen oder bedankten sich explizit…oder umarmten uns einfach nur als Zeichen der Verbundenheit.

UNSER FAZIT DER REISE NACH LITAUEN

Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf der diesjährigen Litauenreise. Wir haben uns davon überzeugt, dass unsere Unterstützung der Kinder im Haus von Sonata in Marijampole wirksam ist. Es war eine große Freude, den ersten Schultag nach den Ferien mit den Kindern zu feiern. Das PATRIA-Camp hat wieder gezeigt, dass sich das Ausbildungsprogramm in seiner seit Jahren aufgebauten Struktur bewährt. Es gibt den jungen Erwachsenen Orientierung und Anreize, sich weit über das hinaus zu entwickeln, was sie für sich selbst für möglich halten. Die Bestätigung, dass das Ausbildungsprogramm funktioniert, geben uns die Alumnis, die teilweise seit Jahren zurückkehren und sich in die Arbeit mit PATRIA einbringen…und uns stolz machen.

Bei uns bleibt nur ein Wunsch offen…und der geht an Sie, liebe Förderer unserer Arbeit. Wir wünschen uns sehr, dass im nächsten Jahr nicht nur der engere Vorstand nach Litauen fährt, sondern uns wieder einmal, wie in früheren Jahren, Menschen begleiten, die selbst die magische Atmosphäre eines PATRIA-Camps erleben wollen, sich in die Arbeit mit den Jugendlichen einbringen möchten und nebenbei ein wunderbares, kleines, aber aufstrebendes Land besuchen möchten. Wir werden den Termin für die Reise nach Litauen zu Beginn des Jahres 2023 bekannt geben, sodass Sie rechtzeitig planen können.

Vielen herzlichen Dank sagen wir im Namen der vielen hundert jungen Menschen, die wir im Laufe der vergangenen mehr als 20 Jahre gefördert haben,

Ihre Ingrid und Otmar Debald und Jurate Bogacz
und die Mitglieder des Teams
Kinder- und Jugendförderung in Litauen e.V.